Kasus Herr A.

Betriebliches Arbeitstraining bei einem Bürokaufmann mit angeborener Hemiparese, Sprachstörung und Hirnleistungsschwäche

Maßnahme

5-monatige Qualifizierungsmaßnahme am Arbeitsplatz mit ca. 2 Betriebsbesuchen pro Woche im Rahmen der Hilfen nach § 24 SchwbAV.

Alter und Familienstand

Herr A. ist zu Beginn der Maßnahme 32 Jahre alt, er ist ledig und lebt bei seinen Eltern.

Festgestellte Behinderung

Durch den Bescheid des Versorgungsamtes wurde aufgrund einer Hemiparese (halbseitige Lähmung), einer Sprachstörung und einer Hirnleistungsstörung ein Grad der Behinderung von 50% festgelegt mit dem Zusatz „G“ für „erheblich beeinträchtigt in der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr“.

Arbeits- und Berufsanamnese

Ausbildung als Bürokaufmann im Berufsbildungswerk
Mehrere Erwerbstätigkeiten endeten nach entsprechenden Befristungen, darunter auch Praktika oder Bildungsmaßnahmen
Durch den Integrationsfachdienst wurde Herr A. auf einen Arbeitsplatz als Pförtner in Teilzeit (19,25h / Woche) in ein Behinderten- und Altenzentrum vermittelt
Seine Stärken liegen im Interesse am PC und präziser PC-Arbeit
Vorherige Maßnahmen

Herr A. wurde bei der Arbeitssuche durch den örtlichen Integrationsfachdienst unterstützt.

Ergotherapeutische Begleitung im Rahmen eines betrieblichen Arbeitstrainings

Kostenübernahme

Da der Klient anerkannt schwerbehindert ist, konnten die Kosten für das betriebliche Arbeitstraining durch das Integrationsamt getragen werden.

Auftrag

5-monatige ergotherapeutische Qualifizierung.
zwei Betriebsbesuche pro Woche á 1,5 Std.; Gesamtstunden: 60.

Ziele:

Sicheres Telefonieren erlernen
Möglichkeiten der Gestaltung von Beziehungen erweitern
Gelassenheit entwickeln in stressigen Situationen
Aktuelle Situation zu Beginn der beruflichen Begleitung

Herr A. muss an seinem Arbeitsplatz die Telefonzentrale bedienen und eingehende und abgehende Telefonate weiterleiten, er empfängt Besucher, erledigt leichte Verwaltungsaufgaben und ist für die Weitergabe von Informationen verantwortlich. Bei der Einarbeitung an seinem neuen Arbeitsplatz, den er durch Vermittlung des Integrationsfachdienstes gefunden hat, sind Probleme aufgetreten: er wird am Telefon leicht unsicher, macht sich schnell Druck, der sich leistungsmindernd auswirkt und beim Umgang mit der Telefonanlage hat er leichtere Probleme.

Feinziele / Ergebnisse des ergotherapeutischen, betrieblichen Arbeitstrainings

Sicheres Telefonieren erlernen

Ergebnis: Herr A. hat eine sichere Begrüßung und einen förmlichen Ausdruck erlernt, aufgrund seiner Behinderung verschluckt er teilweise noch einzelne Wörter.

Möglichkeiten der Gestaltung von Beziehungen erweitern

Ergebnis: Herr A. hat mehr Sicherheit und unterschiedliche Möglichkeiten bei persönlichen und telefonischen Kontakten erworben. Nach Aussage des Arbeitgebers ist dies für seine Tätigkeit ausreichend.

Gelassenheit entwickeln in stressigen Situationen

Ergebnis: Herr A. fühlt sich in seiner beruflichen Rolle als Pförtner spürbar sicherer, in stressigen Situationen sind ihm Prioritäten klarer und er kann ruhiger und kompetenter arbeiten.

Der Prozessverlauf

Gemeinsam wurden im Training mehrfach wiederholt Telefonate mit Hilfe eines Diktiergerätes reflektiert und Kriterien für die formell richtige Gesprächsführung erarbeitet. Alle gemeinsam erarbeiteten Inhalte wurden in Merksätzen festgehalten.
Arbeitssituationen – insbesondere mit Besucherkontakt – wurden reflektiert und durch verhaltensmodifizierende Verfahren anderer Verhaltensmöglichkeiten erarbeitet, erprobt und wiederholt.
Einzelne sich regelmäßig wiederholende Tätigkeiten, wie das Verfassen von Notizen oder das Abschreiben von Telefonnummern wurden wiederholt geübt und trainiert, bis Herr A. diese eigenständig ausführen konnte.
Insgesamt war Herr A. sehr motiviert für die Zusammenarbeit, da es für ihn ein wichtiges Ziel darstellte sich eine langfristige Anstellung über die Probezeit hinaus zu sichern. Mehrfach wirkte sich dieser Wunsch in einem leistungsmindernden Druck aus, der sich erst normalisierte nachdem der Arbeitgeber ihm die Fortsetzung seines Arbeitsverhältnisses über die Probezeit hinaus mitgeteilt hatte.

Ergebnis

Herr A. ist unbefristet mit 19,25.h pro Woche angestellt worden. Er selbst beschreibt die Situation am Ende folgendermaßen:
„Das klappt jetzt alles besser, besonders am Telefon“.
„Es wäre toll, noch mehr arbeiten zu können, dann kann ich von zuhause ausziehen.“
Und der Arbeitgeber kommentiert das Ergebnis am Ende mit „Herr A. hat sich zu einem sehr zuverlässigen und motivierten Mitarbeiter entwickelt, Routine und Erfahrung wird sich schon noch weiter entwickeln“.